Wie sähe es wohl aus, wenn sich die Seele unserer Schule im Leben eines einzigen Menschen zeigen würde?
Da wir mit unserem Namensstifter Alexander von Humboldt eine sehr anschaulich belegte Bezugsperson haben, sind Ansätze sicher schnell gefunden, aber, — wie oder wer könnte er heute tatsächlich sein? Was würde er tun? Was fühlen? Wäre er auch heute noch in der Lage die Zusammenhänge zwischen Systemen zu erkennen, welche doch vor so vielen Augen in der Regel mit nichts als ihrer oberflächlichen Unsichtbarkeit glänzen?
Nun,— exakt wissen wir es natürlich auch nicht,— und doch, uns alle am AvH vereint und wir fühlen diesen Traum…
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Mein Leben lang kommt es mir so vor, als bräuchte es grundsätzlich mehr Kraft, um gehört zu werden, als sich etwas Sinnvolles, eben auch für jene, die da so konsequent weghören, auszudenken…
Als ich am 29.02.1988, an einem fast sommerlichen Mittwoch (wie mir gerade wieder in den letzten Tagen echt nervtötend oft erzählt wird…), so wie wir alle, nicht vorbereitet und sicherlich eher gestresst diese Welt betrat, bewies ich wohl erstmals und ohne eigenes Dazutun,— das Verknüpfen von Systemen schien etwas zu sein, was mich fortan begleiten würde…
…protocol 102…full filled…protocol 241 running…do not abort…
Mit elf Jahren erzählte man mir das erste Mal, ich solle es nicht so grenzenlos mit dem Sport übertreiben. Zwar wäre ich ja schon auch irgendwie recht schnell, „wirklich gut“, aber das alles(?), wäre am Ende vielleicht zu viel für mich.
Ich versuchte zu erklären, dass es einen Punkt bei mir gebe, an dem mir nahezu jede Sportart von jetzt auf gleich viel leichter fiel. Sie begannen mir in diesen Momenten auf einmal unendlich viel Neues am selben Ort zu zeigen, wo ich vorher nichts anderes als bloß Spieler und ein Spielfeld gesehen hatte…Es verlief immer gleich, wobei es besonders schnell bei Ballsportarten auftrat. Zuerst begegnete ich der jeweiligen Sportart (Basketball | Fußball | Tennis oder setzt iwas mit nem Ball ein…) indem ich erstens zielen lernte, zweitens für mein Team und mich rannte und indem ich mir drittens natürlich grob die Regeln erklären ließ.
Soweit so normal, und ein paar mal Ausprobieren später war ich dann auch meist recht schnell einigermaßen gut.
„Wirklich gut“, wurde ich allerdings erst dann genannt, wenn ich begann, das Spiel nicht mehr alleine gegen den Gegner zu spielen. Erst wenn ich erkannte, wer jeweils in der jeweiligen Sportart neben meinem Team meine zusätzlichen und vor allem, meine unbesiegbaren Verbündeten waren, änderte sich alles. Das Einzige, was nötig war, um sie zu erkennen, war zu sehen und zu erfühlen, in welchen Räumen das jeweilige Spiel stattfand, denn es ist gar nicht unbedingt nötig, schneller zu sein, wenn ich eine Abkürzung kenne.
Man muss nicht stärker sein, wenn man weiß, wo der vom Gegner kontrollierbare Raum endet. Gute Augen sind beim Zielen sicher klar von Vorteil, jedoch sobald ich erst die Räume verstanden habe, ist Sehstärke tatsächlich eher zweitrangig, weil ich überhaupt nicht sehen muss, wohin ich werfe, wenn ich weiß wohin (Stephen Curry…!).
Wenn man beim Dribbeln eines Balles erst versteht, dass es einen (unsichtbaren) recht-eckigen Würfel gibt, der jeden Menschen seiner Form entsprechend umgibt, ist der Weg bereitet. Dieser Würfel bestimmt, von innen nach außen schwächer werdend, den Grad der Kontrolle über den Ball und über alle Bewegungsmöglichkeiten seines Dribblers.
(Er-)Finde ich erst alle begrenzt vorhandenen Möglichkeiten in diesem Würfel,— dann weiß ich, was passieren wird, sobald mein Gegner seine Bewegung auch nur beginnt.
Man weiß, wann es lohnt, den Ball zu erobern oder ob ein Gegner einen Ball überhaupt noch erreichen kann. Dieses 3-D Rechteck zieht sich nicht nur um jeden Menschen, sondern es gibt auf jedem Sportfeld (Egal welchem, und ja, auch wenn‘s ne Tischtennis- Platte oder ein Golfplatz ist…) zahlreiche von Ihnen, wobei jedes ganz harmonisch in das nächste übergeht.Sobald ich all dies erst bei einer Sportart ausmachte und bewusst benutzte, war mir als vibrierte plötzlich das ganze Spielfeld. Ich bewegte und handelte nicht mehr an meinem Gegner orientiert, sondern einzig nach den Gesetzen der Räume. Wie einer Karte, in einem und den Würfeln folgend, traf ich nicht nur besser, — meine Gegner verstanden nicht die Räume, es überhaupt erst zu verhindern,— ich hingegen sah und fühlte jeden einzelnen Raum, der es ermöglichte, sie aufzuhalten.
Es fühlte sich fantastisch an, war nicht mal anstrengend und zum ersten Mal zeigte sich mir die Verwandtschaft von Beobachten, Fühlen und Verstehen, doch mehr noch,— was hatte es mit dieser merkwürdigen Vibration auf sich?
Das alles wollte ich ihnen zeigen, ihnen erklären, aber…niemand hörte mir zu und wenn überhaupt, dann gab’s ein ach, — ja klar, kenne ich und das stimmt natürlich, aber lass es jetzt bitte trotzdem, denn schließlich und „das war schon immer so“, geht’s im Leben einfach um wichtigere Dinge..
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Mit zwölf Jahren erzählte man mir das erste Mal, ich solle es nicht so grenzenlos mit dem Musikhören übertreiben. Ich würde mit meinen Headphones auf den Ohren doch noch die ganze Welt verpassen. Ich versuchte wieder zu erklären, dass es Momente bei mir gab, wo mir Musik unendlich viel mehr gab als bloße Ablenkung, — Ganz im Gegenteil!
Es würde etwas in mir befreien, was sich danach wieder mit allem zu verbinden versuchte. Es war wie eine Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit. Normale Gegenstände und alltägliche Situationen…Sie alle ließen sich über die Musik vollkommen neu entdecken. Schnell fragte ich mich, wieso Töne, die von außen kamen, eigentlich Trauer oder Freude, die doch bekanntlich von innen kommen, derart exakt beschreiben konnten. Wieso dazu eigentlich auch noch bei jedem Menschen auf die selbe Art? Wieso fühlte ich bei manchen Liedern etwas, was ich vorher noch nie gefühlt hatte und doch wirkten diese Gefühle wie alte Bekannte, ja fast,— als wären es meine eigenen? Das konnte doch kein Zufall sein!
Offensichtlich hatte alles um uns herum eben auch eine musikalische, harmonisch-vibrierende Komponente, die alles beschreiben und miteinander verbinden konnte.
Das alles wollte ich ihnen zeigen, ihnen erklären, aber…niemand hörte mir zu und wenn überhaupt, dann gab’s ein ach, — ja klar, kenne ich und das stimmt natürlich, aber lass es jetzt bitte trotzdem, denn schließlich und „das war schon immer so“, geht’s im Leben einfach um wichtigere Dinge…
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…protocol 241…full filled…protocol 277|78|79 running…do not abort…
Mit 13 1/2 Jahren erzählte man mir das erste Mal, ich solle es doch nicht so grenzenlos mit dem Zeichnen übertreiben, weil es dafür im „Wa(h)ren“ System des Lebens kaum Verwendung gäbe. Ich versuchte zu erklären, dass Zeichnen für mich viel mehr war als das Produkt, was es hervorbrachte. Denn so relativ wie meine anfänglichen Techniken auch waren, so waren es doch immer niemals weniger als ausgedehnte Suchen nach äußerer und innerer Wahrheit. Wenn ich nächtelang illustrierte, war ich so viel mehr als bloß ich selbst. Mein Stift war Schöpfer über jeden der sieben Kontinente, Vater der Zeit und Mutter von allem was war, was ist, und ebenso von allem was auch nur vielleicht sein könnte.Ich erschuf mit seiner Hilfe die Großen und die Kleinen, das Schöne und das Hässliche, die Lüge und die Wahrheit und suchte dabei ebenso das Chaos sowie das Universal-Gültige. Mein Stift war für mich die Brücke, um die Welt, die ich sah, mit der meines Inneren Ichs zu verknüpfen. Es war also auch entsprechend irgendwann beim Zeichnen, als mir erstmals so etwas wie Momente von vorher „nie gespürter Klarheit“ begegneten.
Ich suchte dann nicht mehr weiter nach der perfekten Linie, — ich erforschte vielmehr die enormen Spannungsverhältnisse ihrer vibrierenden und ausdrucksstarken Umgebungen. Wenn ich Geometrie benutzte um mich auszudrücken, tat ich dies nicht um „Modern(?)“ zu wirken, sondern ich benutzte, sie ebenso wie die Mathematik mit dem Anspruch auf universal-gültige (Raum-)Erkenntnisse. Meine Kunst versuchte dann nicht bloß Oberflächen der Natur in Perfektion nachzuahmen, sie war vielmehr wie eine Art Google auf der Suche nach ausgemachten oder auch nur vermuteten, darunter liegenden kosmischen Strukturen oder Systemen.
Wenn dann aber doch und das auch eher ausnahmsweise einmal etwas zumindest „gemeint“ Positives kam, dann redete man voller falschem Verständnis und wie eine Art Magie(?) beschreibend von so etwas wie:
“…man würde in meiner starken Linie und den zauberhaften Farbverläufen deutlich einen Künstler und seinen „Flow“ sehen…“
Nun ja,— also ganz sicher ist, dass ich nicht zaubern kann, noch ist mir jemals jemand namens Flow begegnet, der meine Gestaltung dazu auch noch „schöner“ macht,— ich würde mich ganz sicher erinnern. Das hingegen, wo sie bei meiner Kunst wohl meinten, irgendeinen „Flow“ zu erkennen, war dabei nie mehr als bloß:
Das Verknüpfen von beobachteten oder einfach nur von vermuteten Systemen, die etwas miteinander zu tun oder auch gemein haben könnten.
Das alles wollte ich ihnen zeigen, ihnen erklären, aber…niemand hörte mir zu und wenn überhaupt, dann gab’s ein ach, — ja klar, kenne ich und das stimmt natürlich, aber lass es jetzt bitte trotzdem, denn schließlich und „das war schon immer so“, geht’s im Leben einfach um wichtigere Dinge…